Kommissionierung in der Logistik
Kommissionierung bezeichnet den Prozess des gezielten Zusammenstellens und Entnehmens von Waren aus einem Lager entsprechend spezifischer Kundenaufträge oder Produktionsanforderungen.
Was bedeutet Kommissionierung in der Logistik?
Die Kommissionierung stellt einen der wichtigsten Prozesse in der modernen Lagerlogistik dar. Dabei werden einzelne Artikel oder Güter aus verschiedenen Lagerplätzen entnommen und zu einem vollständigen Auftrag zusammengefasst. Dieser Vorgang erfolgt sowohl in Distributionszentren des Einzelhandels als auch in Produktionsunternehmen, wo Bauteile für die Fertigung bereitgestellt werden müssen.
Der Begriff leitet sich vom französischen "commission" ab, was Auftrag bedeutet. In der Praxis übernehmen speziell geschulte Mitarbeiter, die sogenannten Kommissionierer oder Picker, diese verantwortungsvolle Aufgabe. Sie sorgen dafür, dass jeder Kunde exakt die bestellten Produkte in der richtigen Menge und Qualität erhält.
Grundlegende Kommissionierstrategien im Überblick
In der modernen Lagerwirtschaft haben sich zwei fundamentale Ansätze etabliert. Das "Person-zur-Ware-Prinzip" beschreibt das traditionelle Verfahren, bei dem Mitarbeiter zu den entsprechenden Lagerplätzen gehen und die benötigten Artikel entnehmen. Diese Methode eignet sich besonders für kleinere Lager mit überschaubarem Warenvolumen und bietet hohe Flexibilität bei wechselnden Anforderungen.
Das "Ware-zur-Person-Prinzip" hingegen nutzt automatisierte Fördertechnik, um die benötigten Artikel direkt zum Kommissionierplatz zu transportieren. Moderne Hochregallager mit automatischen Bediengeräten oder Shuttle-Systemen ermöglichen deutlich höhere Durchsatzraten und reduzieren gleichzeitig die körperliche Belastung der Mitarbeiter.
Moderne Kommissioniertechnologien und ihre Anwendung
Die Digitalisierung hat die Kommissionierung revolutioniert und verschiedene technologiegestützte Verfahren hervorgebracht. Pick-by-Voice-Systeme ermöglichen es Mitarbeitern, Anweisungen über Headsets zu erhalten und Rückmeldungen per Sprache zu geben. Diese Technologie hält beide Hände frei und erhöht die Effizienz erheblich.
Pick-by-Light-Anlagen verwenden LED-Leuchten direkt an den Lagerplätzen, um anzuzeigen, welche Artikel in welcher Menge zu entnehmen sind. Die intuitive Bedienung reduziert Schulungsaufwand und minimiert Fehlerquoten. Pick-by-Vision-Systeme mit Datenbrillen stellen die neueste Entwicklung dar und kombinieren visuelle Anzeigen mit Navigationshilfen.
RFID-Technologie gewinnt zunehmend an Bedeutung, da sie automatische Identifikation und Buchung ermöglicht. Artikel mit RFID-Tags können berührungslos erfasst werden, was den Kommissionierprozess beschleunigt und gleichzeitig die Datenqualität verbessert.
Zeitoptimierung in der Kommissionierung
Die Kommissionierzeit setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die gezielt optimiert werden können. Wegzeiten machen oft den größten Anteil aus und lassen sich durch intelligente Lagerplatzgestaltung und optimierte Tourenplanung reduzieren. Schnelldrehende Artikel sollten in gut erreichbaren Bereichen positioniert werden, während die Anordnung nach ABC-Kriterien eine systematische Optimierung ermöglicht.
Greifzeiten können durch ergonomische Lagerplatzgestaltung minimiert werden. Die optimale Griffhöhe liegt zwischen 75 und 120 Zentimetern, schwere Artikel gehören in untere Regalbereiche. Standardisierte Verpackungsgrößen und klare Beschriftungen reduzieren Such- und Zählzeiten erheblich.
Kommissionierung in verschiedenen Branchen
E-Commerce-Unternehmen stehen vor besonderen Herausforderungen, da sie eine Vielzahl kleiner Bestellungen mit unterschiedlichsten Artikeln bearbeiten müssen. Hier haben sich mehrstufige Kommissionierverfahren bewährt, bei denen zunächst große Mengen einzelner Artikel gesammelt und anschließend auf die einzelnen Bestellungen verteilt werden.
In der Automobilindustrie erfolgt die Kommissionierung oft sequenziert entsprechend der Produktionsreihenfolge. Just-in-Time-Prinzipien erfordern eine präzise Abstimmung zwischen Kommissionierung und Produktionstakt. Pharmazeutische Unternehmen müssen zusätzlich strenge Rückverfolgbarkeitsanforderungen und Temperaturketten beachten.
Qualitätssicherung und Fehlervermeidung
Kommissionierfehler können kostspielige Folgen haben und die Kundenzufriedenheit beeinträchtigen. Moderne Lagerverwaltungssysteme unterstützen verschiedene Kontrollmechanismen. Barcode-Scanning bei jeder Entnahme gewährleistet die korrekte Artikelidentifikation, während Gewichtskontrollen Mengenabweichungen aufdecken können.
Vier-Augen-Prinzipien bei kritischen oder wertvollen Gütern bieten zusätzliche Sicherheit. Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung reduzieren ermüdungsbedingte Fehler. Statistische Auswertungen der Fehlerquoten ermöglichen kontinuierliche Verbesserungen der Prozesse.
Zukunftstrends in der Kommissionierung
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen eröffnen neue Möglichkeiten zur Optimierung von Kommissionierprozessen. Predictive Analytics kann Bestellmuster vorhersagen und die Lagerplatzverteilung entsprechend anpassen. Autonome mobile Roboter unterstützen bereits heute Kommissionierer beim Transport schwerer Lasten oder beim Befahren langer Wegstrecken.
Kollaborative Roboter, sogenannte Cobots, arbeiten direkt mit menschlichen Kommissionierern zusammen und kombinieren die Flexibilität des Menschen mit der Präzision und Ausdauer von Maschinen. Diese Entwicklung wird die Kommissionierung in den kommenden Jahren grundlegend verändern und neue Standards für Effizienz und Ergonomie setzen.