Kontraktlogistik Definition: Mehr als nur Warentransport | Cargo7
Kontraktlogistik: Mehr als nur Warentransport
Gestiegene Kundenansprüche und der technologische Fortschritt sorgen für tief greifende Veränderungen auf dem Gebiet der Logistik. Reichte es früher aus, die bestellte Ware von A nach B zu transportieren, sind heute komplexe Logistikleistungen gefragt. Diese hohen Anforderungen erfüllt die Kontraktlogistik.
Kontraktlogistik Definition
Die Frage "Was ist Kontraktlogistik?" lässt sich ganz einfach beantworten. Wie die Bezeichnung schon andeutet, handelt es sich um Logistikdienstleistungen, die auf einem Kontrakt basieren. Dieser Dienstleistungsvertrag regelt die Einzelheiten der langfristigen Zusammenarbeit zwischen dem jeweiligen Unternehmen (Hersteller, Händler) und dem Logistikdienstleister. Im englischsprachigen Raum wird die Kontraktlogistik als Third Party Logistics (3PL) bezeichnet.
- eine langfristige vertragliche Absicherung der Zusammenarbeit. Die Mindestlaufzeit des Kontrakts beträgt ein Jahr. Die meisten Verträge sind jedoch auf drei bis fünf Jahre ausgelegt.
- starke Individualisierung: Der Kontraktdienstleister ist an den Bedürfnissen des Vertragspartners orientiert und Bestandteil von dessen Wertschöpfungskette.
- Übernahme von logistischen und nicht logistischen Zusatzleistungen
- ein Umsatzvolumen seitens des Systemlogistikers von jährlich mindestens einer Million Euro(1)
Hauptgrund, eine derartige Geschäftsbeziehung einzugehen, ist für den Kontraktlogistiker die bessere Aussicht auf eine höhere Umsatzrendite als sie durch Standardlogistikleistungen zu erzielen ist. Trotz der vielen Vorteile, die die Vertragslogistik bietet, dauert es eine bestimmte Zeit, bis sie beiden Geschäftspartnern Gewinn bringt. Meist muss der Systemlogistiker zuerst bei sich die Voraussetzungen für eine kosteneffiziente Service- und Transportleistung schaffen. Je nach eigenem Leistungsportfolio und den speziellen Wünschen seines Vertragspartners beauftragt er noch weitere Logistikunternehmen (Subunternehmer) mit der Durchführung bestimmter Tätigkeiten.
Warum ist Kontraktlogistik so wichtig?
Die Systemlogistik hat für fertigende Unternehmen und Händler eine so große Bedeutung, weil die logistische Wertschöpfungskette nicht mehr wie früher nur Warenlagerung und Versand umfasst. Heutzutage sind viele Unternehmen nicht mehr imstande, die Logistik wirtschaftlich durchzuführen. Außerdem verfügen die spezialisierten Logistikanbieter über ausgedehnte nationale und internationale Netzwerke, die die Unternehmen selbst nicht haben. Insbesondere Kleinunternehmen und Mittelständler profitieren von den kürzeren Entscheidungswegen der Kontraktlogistiker und der finanziellen Entlastung durch sie. So können sie ihre Chancen am Markt verbessern.
Was macht ein Kontraktlogistiker?
Die Kontraktlogistik umfasst vertraglich geregelte und individuell an das jeweilige Unternehmen angepasste Aufgaben, zu denen neben den üblichen logistischen Dienstleistungen Warentransport, Auslieferung, Lagerhaltung, Lagerverwaltung, Etikettierung und Kommissionierung die
- Planung und Gestaltung ganzer Lieferketten
- Auftragsabwicklung
- Sendungsverfolgung
- Buchhaltung und Inkasso
- Gestaltung industrieller Anlagen
- Qualitätsprüfung
- Endmontage von Produkten und
- Teile des Kundenservice
gehören. Im Unterschied zur klassischen Logistik reicht das Aufgabenspektrum der Contract Logistik von der Herstellung bis zur Abgabe der Ware beim Endkunden. Es bezieht sich auf das gesamte Supply-Chain-Management. Manche Anbieter übernehmen sogar die Beschaffungslogistik. Dank der firmeneigenen Netzwerke erfolgt der Warentransport schnell und kostensparend. Das genutzte Track&Trace-System (RFID) erlaubt, den Aufenthaltsort der Ware in Echtzeit zu kontrollieren. Ist eine Zwischenlagerung erforderlich, geschieht das im eigenen Lager (Warehousing). Auch die Avisierung gehört zum Service-Angebot eines Kontraktlogistikers. Darunter versteht man die Abstimmung des Liefertermins mit dem Endkunden.
Gibt es bei der Auslieferung der Ware Probleme, schickt der Kontraktlogistiker sie zum Hersteller/Händler zurück (Retourenmanagement). Zu den oft angebotenen logistischen Zusatzleistungen zählen die sogenannten Value-Added-Services. Sie beziehen sich auf Produkte, die noch bearbeitet werden müssen (Displaybau, Endmontage, Reparatur, Qualitätskontrolle, Installation beim Endkunden). Eine umfassende Darstellung darüber, welche Dienstleistungen deutsche Unternehmen an Kontraktlogistik-Anbieter auslagern, finden Sie im PwC Transport & Logistik Kompass.
Vor- und Nachteile von Kontraktlogistik
Kontraktlogistische Geschäftsbeziehungen sind aus verschiedenen Gründen vorteilhaft:
- Das Outsourcen der Logistik entlastet den Betrieb, der sich nun mehr auf seine Kernkompetenzen konzentrieren kann.
- Das Unternehmen spart Kosten für die Miete von Lagerräumen, den Unterhalt eines eigenen Fuhrparks für die Warenauslieferung, für Transportversicherungen, Versandmaterial und Personalkosten.
- Weil der Kontraktlogistiker Leistungen bietet, die auf genormten Abläufen basieren, ist eine bessere logistische Qualität gewährleistet.
- Der über mehrere Jahre abgeschlossene Dienstleistungsvertrag und das hohe Geschäftsvolumen gibt beiden Partnern ausreichend Planungssicherheit.
- Beide Seiten profitieren von einer hohen Kostentransparenz.
- Als Logistikspezialist ist der Kontraktlogistiker im Bedarfsfall in der Lage, das benötigte Netzwerk aufbauen. Dies gilt insbesondere für Auslandsgeschäfte.
- Die Verantwortung für die zu erbringenden logistischen und logistiknahen Dienstleistungen liegt ausschließlich beim Anbieter der Kontraktlogistik.
- Der Hersteller/Händler erhält durch die logistischen Zusatzleistungen einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert.
- Große Kontraktlogistik-Unternehmen sind imstande, diverse Aufgaben selbst auszuführen. Gehören einige nicht zum eigenen Leistungsportfolio, finden sie problemlos Subunternehmer, die diese erledigen können.(2)
- Kontraktlogistiker können bei den Subunternehmern für den Vertragspartner vorteilhafte Preise aushandeln.(3)
Ein wesentlicher Nachteil der Contract Logistik ist, dass sich der Logistikanbieter wegen der langen Vertragslaufzeit nicht einfach durch einen anderen ersetzen lässt, falls es zu Problemen bei der Zusammenarbeit kommt. Weil die vereinbarte Leistung speziell auf den Hersteller/Händler ausgerichtet ist, kann es zur gefürchteten Lock-in-Situation kommen. Der Hersteller/Händler hat infolge des Outsourcings weniger Einfluss auf die eigenen Mitarbeiter und Ressourcen.(4) Außerdem gestaltet sich die Anbahnungsphase oft schwierig.
Kontraktlogistik Beispiele
Im Folgenden sollen einige Fallbeispiele kurz dargestellt werden.
Kontraktlogistik Beispiele
Beispiel 1: Waldeck Kontraktlogistik
Die Firma Waldeck Kontraktlogistik hat sich auf logistische Services für kleine und mittlere Unternehmen der Branchen Health Care, Medizin, Chemie, Pharmazie und Kosmetik spezialisiert. Wer sich für ihr Angebot interessiert, kann sich vor Ort über ihre Lager- und Distributionstechnologien und ihre Arbeitsweise informieren. Das Waldeck Warehousing ist eine kosteneffiziente und bis ins Detail durchorganisierte Lagerverwaltung. Sie umfasst Normalgüter, Gefahr-, Kühl- und Palettengüter. Waldeck bietet neben Qualitätsprüfung, Kommissionierung und Retourenmanagement die Entwicklung individueller Warehouse-Lösungen an. Dank der alle Bereiche vernetzenden IT ist der Waldeck Vertragspartner stets über alle Vorgänge im Lager informiert. Zum Retourenmanagement gehören die Entgegennahme der Rücksendungen, ihre Begutachtung und Aufbereitung.
Zu den logistischen Zusatzleistungen zählen Verpacken, Produktveredelung, Fertigung von Displays für den POS und Sonderanfertigungen. Waldeck arbeitet mit europaweit agierenden Frachtpartnern zusammen, die die Besonderheit des jeweiligen Transportguts berücksichtigen. Außerdem stellt Waldeck auf Wunsch einen Call-Service mit vom Vertragspartner geschulten Mitarbeitern bereit. Diese betreuen die Endkunden in allen Fragen rund um die Produkte und die Auftragsabwicklung. Die Kommunikation erfolgt über feste Ansprechpartner und die Kommunikationswege des Vertragspartners. Außerdem gehören zum Waldeck Portfolio unter anderem das professionelle Debitoren- und Kreditorenmanagement und die Übernahme buchhalterischer Aufgaben. Weitere Informationen über den Anbieter
Beispiel 2: DBSchenker
Die Logistiktochter der Deutschen Bahn DBSchenker bietet komplexe individuelle Logistiklösungen und zahlreiche Value-Added-Services an. Ist der Vertragspartner Zulieferer der Automobilindustrie, kann er mit DBSchenker beispielsweise die zusätzliche Montage von Dachantennen vereinbaren. Für Tresorhersteller führt der Kontraktlogistiker als zusätzlichen Service Schlosser- und Lackierarbeiten durch. Oder aber komplette individuelle Build-to-Order-Leistungen nach zertifiziertem Industriestandard. Hinzu kommen Zolllagerung und Zollabwicklung, funktionelle Qualitätsprüfungen, Beschaffungslogistik und internationale Gütertransporte.(5) Mehr über die DBSchenker Kontraktlogistik erfahren Sie unter Weitere Informationen über den Anbieter
Top 10 der Kontraktlogistik-Unternehmen
Die zehn weltweit größten Kontraktlogistik-Anbieter des Jahres 2019 sind (in Klammern das Umsatzvolumen in Mrd. US-Dollar):
- DHL Supply Chain & Global Forwarding (27,3 ; Deutschland)
- Kühne + Nagel (25,8 ; Schweiz)
- Nippon Express Nippon Express (19,9; Japan)
- DBSchenker DBSchenker (19,3; Deutschland)
- C. H. Robinson C. H. Robinson (14,6; USA)
- DSV A/S DSV A/S (14,3; Dänemark)
- XPO Logistics (12,1; USA)
- Sinotrans Ltd. (11,2; China)
- UPS Supply Chain Services (9,3; USA)
- J. B. Hunt (JBI, DCS & ICS) (8,7; USA)(3)
Quellen und Ressourcen: